Susi und ich sind uns in der Content Society begegnet. Das ist das Blog-Programm von Judith Peters, alias Sympatexter, von dem ich seit Januar diesen Jahres ein Teil bin. Diverse Male bin ich in diesem Rahmen schon an Susi vorbeigeschwirrt und wir haben uns gegenseitig ab und zu Rückmeldung zu Artikeln gegeben.

Gerade bloggen wir gegen das Sommerloch an. In der Blog-Dekade schreiben wir 10 Artikel in 10 Tagen. Einer dieser Artikel ist ein Interview und genau hier war es dann vorbei mit dem schwirren. Denn Susi und ich haben uns zusammengefunden, um uns als Interviewpartnerinnen Fragen zu unserem Blog zu stellen. Da unsere Themen auf den ersten und auch zweiten Blick sehr unterschiedlich sind (Susi bloggt rund ums Häkeln), fand ich es sehr reizvoll, mich darauf einzulassen.

Hier kommen die Fragen von Susi!

 

1. Du hast einen Blogartikel über das Atmen geschrieben. Gibt es Momente, die dir den Atem rauben?

Ganz spontan muss ich bei dieser Frage an eine Situation denken, in der ich blanke Angst hatte. Das war der Inlandsflug in Nepal von der Hauptstadt Kathmandu in die Berge nach Lukla. Lukla gilt als einer der gefährlichsten Flughäfen der Welt. Das wusste ich, bevor ich in den Flieger gestiegen bin. Unser Flug wurde nach stundenlangem Ausharren auf Grund der Wetterlage auf den nächsten Tag verschoben. Doch auch da war es nicht sehr viel besser. Ich bin eh nicht sehr lufttauglich, aber es ruckelte unglaublich. Und wenn man weiß, dass es sich um einen Sichtflug handelt (der Pilot muss also sehen, wo er hinfliegt), draußen aber nur Wolken zu sehen sind, dann wird es – bei mir zumindest – eng. Ich hatte blanke Angst, das Atmen fiel mir schwer. Es hat sich wie zugeschnürt angefühlt. Ich war in der Situation froh, dass ich damals bereits Yoga in mein Leben gelassen hatte und mich so durch Atemübungen wieder einigermaßen regulieren konnte.

Weniger extreme Situationen, die mir den Atem rauben und mich ins Staunen bringen, haben meist mit Natur zu tun. Es gibt in unserer Umgebung so viele unfassbare Phänomene. Da kann mein Atem schon mal ins Stocken kommen.

2. Ganz oben auf deiner Startseite ist ein Foto, auf dem du Barfuß draußen bist. Bist du oft barfuß?

Oh ja, das Bild ist absolut authentisch, denn barfuß bin ich wirklich sehr gern. Ich genieße den direkten Kontakt zum Boden. Ich nutze möglichst jede Gelegenheit, um Schuhe und Socken loszuwerden. Es darf matschig sein, wie im Watt, oder einfach angenehm, wie im feuchten Gras. Hauptsache den Untergrund wahrnehmen können. Was mich dabei immer wieder etwas zurückhält ist meine Tendenz zu kalten Füßen. Und auch Barfußschuhe sind eben nicht das Gleiche, wie wirklich barfuß zu sein.

3. Was könnte ein erster Schritt zur Selbstfürsorge sein, wenn ich das in den letzten Jahren vernachlässigt habe?

Ich bin ein Fan des Atmens. Das tun wir sowieso den ganzen Tag, daher fällt der Einstieg auf diese Weise meist sehr leicht. Mit dem Ziel der Selbstfürsorge könnte ein erster Schritt sein, den Atem immer wieder am Tag bewusst tiefer fließen zu lassen. Für ein bis drei Atemzüge. Das bringt dich in den Moment, lässt dich deinen Körper spüren und stimuliert den Entspannungsnerv. Ja, gleich drei Dinge auf einmal. Das geht wirklich!😊

4. Warum klingelt dein Wecker um 5:30 und stehst du da auch wirklich gleich auf?

Kleine Einschränkung: Unter der Woche zwitschert mein Wecker um 5:30 Uhr (Da ich nichts schrecklicher finde, als aus dem Schlaf gepiepst oder gerattert zu werden, habe ich einen Wecker mit Vogelgezwitscher.). Oft bin ich tatsächlich schon vor meinem Wecker wach. Das frühe Aufstehen hat sich, seit ich Mutter bin, etabliert. Es ist die Zeit, die ich wirklich für mich habe. Mit meiner Morgenroutine komme ich deutlich gelassener durch den Tag. Es gibt auch Tage, an denen ich bewusst länger schlafe, weil ich dann spüre, dass Schlaf gerade das ist, was ich am meisten brauche.

5. Du warst mal Leistungsschwimmerin. Was konntest du aus dem Sport für dein Leben mitnehmen?

Meine Zeit als Leistungsschwimmerin ist inzwischen ein halbes Leben her. Verrückt, wenn ich das so betrachte. Natürlich habe ich viele schöne Erinnerungen mitgenommen. Ich durfte tollen Menschen begegnen und ohne den Sport hätte ich vermutlich so früh nicht so viel von Europa gesehen.

Wenn ich wirklich in mich gehe, dann sind da einige Aspekte, die ich aus dieser Zeit mitgenommen habe:

  • Der Einfluss vom Geist auf den Körper: Ich bin schon mit etwa 14 Jahren das erste Mal mit mentalem Training und Entspannungsmethoden in Berührung gekommen. Mitte der 1990er war das noch nicht so wahnsinnig verbreitet. Zu der Zeit – und vermutlich auch meine ganze Leistungssportzeit über – war ich mental aus meiner heutigen Sicht nicht die Stärkste. Sonst wäre ich wohl nicht nur „Trainingsweltmeisterin“ gewesen, sondern es hätte vielleicht auch im Wettkampf noch ein Stück weiter gereicht. Meine heutige mentale Verfassung gepaart mit der Fitness von damals…das wäre was!
  • Ich wurde sehr männlich sozialisiert: In meiner Sportzeit war ich auf Grund meines Leistungsniveaus im Verein hauptsächlich mit Jungs / Männern zusammen. Bei täglichem Training wird das Sozialverhalten dadurch deutlich geprägt. Hinzu kam, dass hier natürlich auch Freundschaften entstanden sind, die Freizeit zusammen verbracht wurde. Lange Zeit dachte ich, dass ich nur mit Männern kann und hatte beispielsweise eine Abwehr dagegen, mit Frauen zusammen zu arbeiten. Das hat sich über die letzten Jahre deutlich gewandelt. Inzwischen liegt mein Fokus auf der Unterstützung von Frauen und auch andersherum passt es: Ich arbeite sehr gern mit Frauen zusammen.
  • Der Sport hat mein Leistungsdenken geprägt: Das ist wohl meine Lebensaufgabe, denn auch wenn sich vieles in meinem Leben gewandelt hat: Mein großer Trigger ist noch immer die Leistung. Und das nicht nur im sportlichen Bereich. Ergebnisse liefern, Ziele erreichen, den Körper an die Grenzen bringen, sich messen, besser sein. All das und noch viel mehr. Hier werde ich sehr leicht gepiekt und an meiner Ehre gepackt…auch wenn ich tief in mir weiß, dass das völliger Quatsch ist. Wie gesagt, es scheint meine Lebensaufgabe zu sein. Annehmen, loslassen, sich den Umständen hingeben. In den meisten Fällen klappt das, aber definitiv noch nicht immer. Room to improve.

Auch wenn es an vielen Stellen eine herausfordernde Zeit war, bin ich unglaublich dankbar dafür. Sie gehört zu meinem Leben und ich möchte sie auf keinen Fall missen.

6. Was machst du als erstes, wenn du merkst, du bist gestresst?

Als erstes versuche ich, das was ich gerade tue, langsam und bewusst zu tun. Bei mir zeigt sich Stress nämlich gern darin, dass mir Dinge aus der Hand fallen, ich mich stoße, ich insgesamt eher schusselig werde. Da halte ich mich gern an das chinesische Sprichtwort: Willst du etwas schnell erreichen, dann gehe langsam.

Wenn es möglich ist, versuche ich mich für einen Moment aus der Situation herauszunehmen und dadurch das Tempo wieder meinem Rhythmus anzupassen.

7. Hast du ein kreatives Hobby?

Meist ist es, wie bei dir, die Wolle, die ich in Händen halte. Ich stricke immer wieder Socken. Für größere Projekte fehlt mir häufig die Geduld, weil ich mir nicht so wahnsinnig viel Zeit fürs Handarbeiten im Alltag nehme. Hin und wieder bin ich aber auch an der Nähmaschine zu finden. Insgesamt mache ich gern Dinge mit den Händen. Aber eher die gröberen Dinge. Feinheiten kann ich gut anderen überlassen.

Was ich an handwerklichen Arbeiten sehr gern mag, ist, dass ich den Fortschritt wirklich sehen und greifen kann. Das kommt bei meiner Arbeit als Coach so offensichtlich meist nicht vor.

8. Du bloggst seit Jänner regelmäßig. Was möchtest du mit deinem Blog erreichen?

Mein Fokus liegt auf Angeboten rund um Selbstfürsorge für Frauen mit Hashimoto. Aus meiner Sicht ist noch immer zu wenig bekannt, dass auch die Selbstfürsorge bei dieser Autoimmunkrankheit enorm wichtig ist. Die meisten versuchen über Medikamente und Ernährung eine Besserung zu erzielen, was auch Sinn macht. Aber es ist eben nicht die ganze Wahrheit. Aus meiner eigenen Erfahrung weiß ich, wie wichtig es ist, auch auf der mental-emotionalen Ebene zu arbeiten, wie wichtig es ist, wieder Vertrauen in sich und den eigenen Körper zu bekommen. Dieser Ansatz ist nahezu unbekannt, was ich daran merke, wie Menschen auf mich reagieren und mit welchen Fragen sie auf mich zukommen. Immer wieder werde ich in die medizinische Schublade gepackt, nach Ernährungsprogrammen und dem Weg weg von den Tabletten gefragt. Es ist ein Stück weit Missionarsarbeit, bei der mir mein Blog helfen darf.

Darüber hinaus hilft mir das regelmäßige Schreiben dabei, meine Gedanken zu sortieren, mich ein Stück weit zu strukturieren und meine eigenen Entwicklungsschritte festzuhalten.

9. Mit welchen Menschen arbeitest du als Coach so richtig gerne zusammen?

Das ist eine schwierige Frage, denn meine Freude im Coaching mache ich gar nicht so sehr an den Menschen fest. Sondern eher an den Prozessen, die sich entwickeln. Gut, deine Frage lautet aber anders: Wenn ich meine Freude hinsichtlich der Typen, die mir begegnen, in den Mittelpunkt stelle, dann ist die wohl dann am größten, wenn sie sehr kritikfähig und dennoch lernbereit sind. Diese Kombination macht es mir leicht, auch unbequeme Themen wirklich zuzuspitzen. Fingerspitzengefühl braucht es dann nicht so viel, da ist fast keine Diplomatie gefragt. So offen Klartext sprechen zu können, einfach mal was raushauen, das ist zwischendurch absolut erfrischend. Auch wenn ich nicht glaube, dass das Ergebnis des Coachings maßgeblich anders ist.

10. Worüber wirst du in deinem nächsten Newsletter schreiben?

Das ist eine sehr gute Frage, die ich mir alle ein bis zwei Wochen neu beantworte. Es gibt eigentlich immer einen aktuellen Bezug. In meinem letzten Newsletter habe ich ein „Danke“ anlässlich meines 8. Geburtstags als Unternehmerin verschickt. Meine Leserinnen haben  eine wunderschön illustrierte Reflexionsvorlage von mir bekommen.

 

Vielen, vielen Dank, Susi, für deine tollen Fragen, die mich an der ein oder anderen Stelle tiefer ins Nachdenken gebracht haben!

 

Deine Sabrina

PS: Meine Fragen an Susi findest du übrigens direkt auf ihrem Blog.

 

SabrinaBesic

SabrinaBesic

Ich bin Sabrina Besic, Coach* für (Neu)Orientierung & Selbstfürsorge.

Irgendwann habe ich durchschaut, dass mich mein
Leistungsdenken nicht voranbringt, geschweige denn
glücklich macht. Ich habe gelernt, mein Herz und meinen
Bauch zu integrieren. Über die Zeit habe mich intensiv mit meinen Lebensmotiven auseinandergesetzt.

Ich verbinde meine mehr als 10 Jahre Coachingkompetenz mit
meiner Leidenschaft für Themen rund um
Stressbewältigung, Selbstfürsorge und meinen eigenen
Erfahrungen, um dich bestmöglich zu unterstützen.

*systemischer Coach (anerkannt vom DBVC)
Reiss Motivation Profile Master
NESC-Coach