Wenn man sich mit dem Nervensystem auseinandersetzt, stolpert man drüber: Die Begriffe Glimmer und Ressource. Sie begegnen einem immer wieder. In meinen Social Media-Posts habe ich in letzter Zeit häufig von Glimmern gesprochen und dabei bemerkt, dass viele Menschen Ressourcen nennen, wenn ich nach Glimmern frage. Man kann die beiden leicht vermischen, denn gemeinsam haben sie, dass sie ein Gegengewicht zu Druck und Stress bilden. Hier möchte ich die beiden Begriffe möglichst knapp gegeneinander abgrenzen: Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Glimmer und Ressource und wie nutze ich sie am besten für mich?
Was sind Glimmer?
Unsere Wahrnehmung
Lass uns zunächst einen Blick darauf werfen, wie das menschliche Nervensystem gepolt ist. Die Aufgabe des Nervensystems besteht einzig und allein darin, das Überleben zu sichern. Um das zu gewährleisten, scannt es die Umwelt unterbewusst permanent nach möglichen Gefahren (Neurozeption). Wir funktionieren noch immer, als wären wir in der Steinzeit. Es ist dem Nervensystem egal, ob nun tatsächlich der Säbelzahntiger hinter dir her ist, oder ob du versuchst, deine Termine zu koordinieren. Dazu kommt, dass es für das Überleben wichtiger ist, den Säbelzahntiger rechtzeitig zu entdecken, als die wohligen Sonnenstrahlen auf der Haut zu spüren. Daher kommt es, dass es so schwerfällt, sich an die guten und stärkenden Aspekte zu erinnern. Die schwierigen Situationen hinterlassen einen deutlich tieferen Abdruck in unserer Erinnerung.
Glimmer bewusst wahrnehmen
Wie eben erwähnt, läuft das Scannen der Umwelt nach Gefahren unbewusst ab. Wir merken häufig also gar nicht, was tatsächlich alles auf unser Stresskonto einzahlt. Es braucht einen Ausgleich auf der anderen Kontenseite und dort stehen die Glimmer. Glimmer sind Mikro-Momente, die uns ein wohliges Gefühl schenken, die ein Lächeln ins Gesicht zaubern, die uns sicher fühlen lassen. Es sind Momente, die einfach passieren, die nicht bewusst gesteuert sind. Und das Beste daran: Sie sind ein Gegenpol zu Triggern, lassen uns in die Entspannung kommen und unsere Stresskapazität erhöhen.
Hier ein paar meiner kürzlich erlebten Glimmer:
• ein Lied, das auf einer Party gespielt wird und mich in eine andere Ära zurückversetzt hat
• die Kinderhand, die nach der eigenen greift
• die Sternschnuppen, die ich im August sehen durfte
Wie ist das bei dir? Fallen dir direkt Momente ein, die du als Glimmer abspeichern kannst?
Was sind Ressourcen?
Energietankstellen identifizieren
Meine Klienten kennen die Frage nach ihren Energietankstellen allzu gut. In welchen Situationen oder bei welchen Tätigkeiten kommst du zur Ruhe? Bei welchen empfindest du Spaß und Freude? Die eigenen Energietankstellen zu kennen und immer wieder anzuzapfen, ist Gold wert. Immer wieder höre ich: Dafür habe ich keine Zeit. Hierzu fällt mir die Anekdote vom Holzfäller ein. Statt sich mit einer stumpfen Säge abzumühen, um das Tagesziel zu schaffen, ist es deutlich effizienter, sich zunächst Zeit zu nehmen, um die Säge zu schärfen. Dann fällt die Arbeit deutlich leichter. Ressourcen entsprechen dem Schärfen des Sägeblatts. Sich immer wieder zu erholen und aufzutanken, macht es deutlich leichter, das Soll zu schaffen. Und am Ende ist sogar noch mehr Energie übrig.
Hier ein paar Beispiele für Ressourcen:
• in die Natur gehen
• Lieblingsmusik hören
• Gartenarbeit
• Massage
• frische Blumen kaufen
Falls du noch mehr Ideen haben möchtest, dann findest du diese in meinem Artikel 80+ Energietankstellen für mehr Selbstfürsorge. Vielleicht bekommst du dadurch einen neuen Impuls, was du mehr in deinen Alltag integrieren möchtest, um deine Säge zu schärfen.
Ressourcen bewusst nutzen
Ich vermute, du stimmst mit mir überein, dass es schlauer ist, mit einer geschärften Säge an die Arbeit zu gehen, statt sich mit einer stumpfen abzumühen. Pausen zu machen und Ressourcen zu nutzen ist gleichwertig dazu, die To-Do-Liste abzuarbeiten. Folglich macht es auch Sinn, sich die Zeit für Ressourcen in gleichem Maße einzuplanen, wie die für die To-Do’s.
Mein Umgang mit Glimmern und Ressourcen
In diesem Sommer habe ich ganz bewusst Glimmermomente gesammelt und niedergeschrieben. Es waren meist sehr kleine Situationen, die mir ohne diesen Fokus definitiv durchgerutscht wären. Dieser bewusste Blick macht es mir möglich, die positive Wirkung zu verstärken und sie immer wieder wach zu rufen. In gleichem Maße habe ich mir auch meine Ressourcen und Stressoren aufgeschrieben. In meinem Notizbuch gab es Woche für Woche eine Seite, die in etwa so ausgesehen hat:
Auf diese Weise konnte ich alle drei Aspekte recht umfassend für mich beleuchten. Was für mich inzwischen fast automatisch dazu gehört ist, dass ich genau spüre, welche Körperwahrnehmungen ich in den einzelnen Situationen habe. So steigert sich mein Feingefühl für die eigene Stimmung nach und nach immer weiter.
Eine weitere schöne Erkenntnis ist, dass es so manchen Glimmer gibt, den ich in eine Ressource umwandeln kann. Manche Situationen, die ungeplant passieren, lassen sich ganz gezielt wieder herstellen. So kann ich beispielsweise ein Lied, das mich an einen bestimmten Moment erinnert, immer wieder abspielen. Es macht also durchaus Sinn, die Glimmer mal unter diesem Aspekt unter die Lupe zu nehmen.
Worauf magst du in nächster Zeit deinen Fokus lenken? Verrate es mir doch in den Kommentaren!
PS: Hier nochmal die Einladung: Falls du die Vorlage für deine Notizen zu Glimmern, Ressourcen und Stressoren gern nutzen möchtest, dann schicke mir einfach eine E-Mail und ich sende sie dir für 0 € zu (du landest damit auch nicht in meinem Newsletter, versprochen!)
Ich bin Sabrina Besic, Coach* für (Neu)Orientierung & Selbstfürsorge.
Irgendwann habe ich durchschaut, dass mich mein
Leistungsdenken nicht voranbringt, geschweige denn
glücklich macht. Ich habe gelernt, mein Herz und meinen
Bauch zu integrieren. Über die Zeit habe mich intensiv mit meinen Lebensmotiven auseinandergesetzt.
Ich verbinde meine mehr als 10 Jahre Coachingkompetenz mit
meiner Leidenschaft für Themen rund um
Stressbewältigung, Selbstfürsorge und meinen eigenen
Erfahrungen, um dich bestmöglich zu unterstützen.
*systemischer Coach (anerkannt vom DBVC)
Reiss Motivation Profile Master
NESC-Coach
:die Kinderhand, die nach der eigenen greift“
Ich würde den Ausdruck Glimmer (Mica) NICHT für positive Gefühle verwenden. die Kinderhand möchte eher durch deine Hand gerettet werden. Siehe Bergbau Madagaskar, Indien etc. Auch vor Kauf von Produkten mit Glimmer, die oft unnötig sind,sollte man aufklären und warnen.
Hallo Gerti,
danke für deinen Kommentar. „Glimmer“ ist tatsächlich ein feststehender und etablierter Begriff, wenn es um das Nervensystem geht. Daher macht er hier absolut Sinn, auch wenn deine Assoziation eine andere ist und der Begriff inzwischen auch anderweitig besetzt wird.