Coaching oder Workshop. Der Rahmen ist völlig egal, der Wunsch meiner Kundinnen jedoch immer wieder der Gleiche: Ich brauche nur das richtige Tool! Dann kann ich meine Herausforderung meistern.

 

Worum geht es bei Tools?

Definition Werkzeug und Tool

Lass uns zunächst einmal die Bedeutung des englischen Wortes „Tool“ und der deutschen Übersetzung „Werkzeug“ anschauen. Der Duden bietet folgende Definitionen an:

  • Werkzeug: Ein für bestimmte Zwecke geformter Gegenstand, mit dessen Hilfe etwas handwerklich bearbeitet oder hergestellt wird.
  • Tool: (EDV) Ein Programm von geringem Umfang, das zusätzliche Aufgaben für ein bestimmtes Betriebssystem oder Anwendungsprogramm übernimmt.

Die Begriffe haben also eine deutlich technische Herkunft. Entweder sehr handfest, oder im digitalen Umfeld zu Hause. Das sind Bereiche, in denen ich zwar einigermaßen solide Grundkenntnisse habe (für den Hausgebrauch reicht es), aber definitiv kein Profiwissen. Was ist also gemeint, wenn ich nach Tools gefragt werde?

 

Diese Tool-Wünsche landen bei mir

Zu Beginn eines Coachings wird ein Problem geschildert. Wenn ich anschließend die Frage nach dem Ziel stelle, wird häufig gesagt: „Naja, du hast doch da bestimmt ein Tool!?“. Genauso in Workshops. Egal ob es um Führung, Konfliktklärung oder den Umgang mit Stress geht. Schon in der Erwartungsabfrage, genau, der Wunsch nach Tools. Es geht darum, Methoden kennen und anwenden zu lernen, um Herausforderungen im zwischenmenschlichen Bereich oder im Umgang mit sich selbst zu begegnen. Hier also eine kurze Übersicht der Wünsche, die regelmäßig an mich herangetragen werden:

  • Kommunikationstools
  • (Selbst-) Führungstools
  • Entscheidungstools
  • Tools zum Umgang mit Stress
  • Tools zur Organisation

 

Was hinter dem Wunsch nach Tools steckt

Schon in der Überschrift steht das Wort Denkfehler. Wie kann es ein Denkfehler sein, sich Tools anzueignen, also Neues lernen zu wollen? Wir kommen gleich dazu. Zuerst möchte ich jedoch den Blick dahin richten, was hinter dem Wunsch nach neuen Werkzeugen steckt.

Wer als Werkzeug nur einen Hammer hat, sieht in jedem Problem einen Nagel. (Paul Watzlawick, oder doch Marc Twain, oder Abraham Maslow?)

Wenn Menschen vor einer Herausforderung stehen, gibt es zwei Möglichkeiten: die Drei-Affen-Methode (nicht sehen, nicht hören, nicht sagen) oder angehen und somit verändern oder lösen. Grundsätzlich ist es also erst mal super, wenn man merkt, dass einem etwas fehlt, um das Problem gut angehen und lösen zu können. Man also nicht den Hammer für alle möglichen und unmöglichen Einsatzzwecke benutzt, sondern ein passendes Werkzeug in den Koffer packen möchte.

Die Schritte von Problemidentifikation bis Lösung

Vorgehensweise zur Problemlösung

 

Es geht um Effizienz und Effektivität. Die Dinge anpacken. Das ist ein Aspekt der Hands-on-Mentalität, die im Arbeitskontext meist so hochgeschätzt wird. Die Haltung, die dahintersteckt: Wir wollen weiterkommen, uns nicht aufhalten lassen, unser Ziel verfolgen und natürlich auch erreichen. Das tun wir einerseits für uns und andererseits – wenn wir ehrlich zu uns sind – auch, um unsere Wirkung nach außen zu untermauern, vielleicht Anerkennung zu bekommen.

Im Coaching gehe ich der Frage nach den Tools an diesem Punkt nicht direkt nach. Vielmehr geht es darum, die Herausforderung erst noch genauer unter die Lupe zu nehmen. Das Problem ist nämlich auch für etwas gut und sei es nur dafür, dass es vor einem neuen, größeren Problem schützt. Aber das geht an dieser Stelle zu weit und verdient vielleicht einen eigenen Blogartikel.

 

Das Tool ist nur so gut, wie der, der es benutzt

Jetzt kommen wir an den Kern der Sache, nämlich den Denkfehler: Hinter dem Wunsch nach dem Tool steckt meiner Erfahrung nach eine kausale Verknüpfung von Tool = Problemlösung. Doch vielleicht kennst du das aus eigener Erfahrung. In ganz vielen Fällen ist das nicht so. Wir bemerken eine Herausforderung, egal ob es die Kommunikation mit den verschiedenen Hierarchieebenen im Unternehmen ist, der ausbleibende Erfolg in der Selbstständigkeit, die Morgenroutine, die wir so gern in unseren Alltag bringen möchten. Oder es ist etwas ganz anderes. Wir belegen Kurse, machen Weiterbildungen, suchen im Internet. Nach Tools, die uns den gewünschten Erfolg bringen. Doch schlussendlich stehen wir wieder vor dem gleichen Problem. Mit dem Gefühl, dass es bei allen anderen funktioniert, nur bei einem selbst nicht. Mit mir ist etwas falsch. Rumms. Das sitzt.

Meine Mentorin Britta Kimpel hat dafür ein tolles Beispiel gefunden, das ich hier gern benutze, um dir zu beschreiben, was passiert: Stelle dir zwei Menschen vor, die beide ein Flirt-Training gebucht haben. Sie lernen beide die genau gleichen Dinge, die genau gleichen Sätze, um andere Menschen anzusprechen und in Kontakt zu kommen. Die eine Person ist selbstsicher und ruht in sich. Die andere ist völlig verunsichert, schüchtern und hat vielleicht sogar Angst vor der Situation. Wer hat wohl mehr Erfolg beim Flirten? Ich vermute, du hast ein klares Bild vor Augen. Und jetzt frage ich dich: Hat das Tool den Unterschied gemacht? Nein. Hat es nicht.

 

Wenn nicht das Tool, was dann?

Klar, gibt es charakterliche Unterschiede. Die will ich auch gar nicht wegmachen (nichts läge mir ferner). Der Unterschied, auf den ich hinaus will, ist der Zustand des Nervensystems. Wenn ich mich in einem dysregulierten Zustand befinde, stehe ich unter Dauerstress. Mein Nervensystem registriert eine permanente Bedrohung, geht in den Alarmmodus und sichert so mein Überleben. Auch wenn gerade keine tatsächliche Gefahr für Leib und Leben existiert, sondern nur das Telefon zum 53. Mal klingelt. Ich befinde mich jenseits eines entspannten Zustands. So kann ich weder klar denken, noch in soziale Interaktion einsteigen, denn diese Funktionen hat die Natur im Stresszustand nicht vorgesehen. Und genau da ist der Knackpunkt. Nicht das Tool entscheidet, ob es mich bei der Erreichung meines Ziels unterstützt, sondern der Zustand, aus dem heraus ich das Tool anwende. Wenn ich gut reguliert bin, mein Nervensystem also angemessen zwischen Anspannung und Entspannung hin und her fließen kann, dann kann mich ein Tool wirklich unterstützen. In manchen Fällen ist es dann sogar so, dass das Tool gar nicht mehr benötigt wird (wie eventuell das Flirt-Training😉).

Bevor ein Tool als die ultimative Lösung herangezogen wird, sollte der Blick aus meiner Sicht nach innen gehen. Wo stehe ich gerade? Wie geht es mir? In welchem Zustand befinde ich mich körperlich, emotional, psychisch? Was will ich hier gerade wegmachen und warum? Und wenn du hierzu ein klares Bild hast, kannst du dein Nervensystem unterstützen, indem du mit einfachen Methoden für mehr Ausgeglichenheit sorgst. Ideen dazu findest du in meinem Artikel „17+ Ideen, um dein Nervensystem zu regulieren„. Oder wir lernen uns direkt bei einem Erstgespräch kennen und schauen, wie ich dich unterstützen kann.

Deine Sabrina

PS: Ich freue mich, wenn du mir einen Gedanken zu diesem Artikel da lässt.

 

SabrinaBesic

SabrinaBesic

Ich bin Sabrina Besic, Coach* für (Neu)Orientierung & Selbstfürsorge.

Irgendwann habe ich durchschaut, dass mich mein
Leistungsdenken nicht voranbringt, geschweige denn
glücklich macht. Ich habe gelernt, mein Herz und meinen
Bauch zu integrieren. Über die Zeit habe mich intensiv mit meinen Lebensmotiven auseinandergesetzt.

Ich verbinde meine mehr als 10 Jahre Coachingkompetenz mit
meiner Leidenschaft für Themen rund um
Stressbewältigung, Selbstfürsorge und meinen eigenen
Erfahrungen, um dich bestmöglich zu unterstützen.

*systemischer Coach (anerkannt vom DBVC)
Reiss Motivation Profile Master
NESC-Coach