Der Urlaub ist vorbei und schon wartet wieder der Alltag aus Job und Familie. Gerade nach der oft längeren Sommerpause kann der Wiedereinstieg holprig sein. Vielleicht kennst du das auch: Du hast alle Passwörter vergessen, was für Erholung spricht, aber schon nach ein paar Tagen könntest du wieder in den Urlaub fahren. Kann das so seine Richtigkeit haben? Ich finde nicht. Darum findest du hier ein paar Tipps, die dir den Übergang vom Urlaub in den Alltag leichter machen.

 

1. Grundbedürfnisse wahrnehmen und ihnen folgen

Gerade nach dem Urlaub hilft es, die eigenen Grundbedürfnisse sehr sensibel wahrzunehmen. In der alltäglichen Hektik bekommen Durst, Hunger und Toilettengang oftmals durch das Raster und werden hinten angestellt. Ich erinnere mich noch gut an meine Anfangszeit im Job. Wie oft kam es da vor, dass ich schon gar nicht mehr richtig auf dem Stuhl sitzen konnte, weil ich so sehr auf Toilette musste. Aber den nächsten (ach so dringenden) Anruf entgegennehmen, das ging doch gerade noch. Es war fast ein Wettbewerb, wer im Kollegium es länger aushält.

Fakt ist jedoch, dass auf diese Art Stress im Körper entsteht. Und diesen Stress können wir uns durchaus schenken, denn der Einstieg in den (Arbeits-)Alltag ist schon aufreibend genug. Schaffe dir also eine solide Basis, indem du deine Grundbedürfnisse stillst und so mehr Kapazität für die Dinge freihast, die du nicht in der eigenen Hand hast.

 

2. Bewegung im Einklang mit den Bedürfnissen

Im Urlaub hast du gut gegessen und bist auch mal faul rumgelegen. Dann ist jetzt, nach der Rückkehr wieder Zeit, das Sportprogramm so richtig zu starten und wieder fit zu werden. Oder etwa nicht? Auch Sport – vor allem in der intensiven Belastung – löst Stress im Körper aus. Es macht daher Sinn, gerade nach dem Urlaub wieder sanft einzusteigen und gut auf die Bedürfnisse deines Körpers zu hören. Wie viel Aktivität tut gerade gut? Braucht es ein Auspowern oder eher ruhige Bewegungen? Und welche Art von Bewegung tut mir eigentlich gerade gut?

So schaffst du es nicht nur, unnötige Belastung im Alltagstrubel zu vermeiden, sondern über die Zeit auch ein feineres Körpergefühl zu entwickeln. So spürst du immer besser, welche Art und Intensität von Bewegung dir tatsächlich guttut und Energie bringt, statt wertvolle Energie zu verpulvern.

 

3. Altbekanntes statt Neues: Sicherheit und Ruhe durch Routinen

Im Urlaub hast du Kraft getankt und eventuell auch die ein oder andere neue Idee gehabt. Da ist es verlockend direkt „all in“ zu gehen, neue Projekte anzustoßen und mit Vollgas wieder in den Alltag einzutauchen. Das kann für dein Nervensystem schnell zu viel sein und du landest nach kürzester Zeit wieder an dem Punkt, an dem du nach Urlaub lechzt.

Hilfreicher ist es, zunächst mit Routineaufgaben zu starten. Routinen sind deinem Nervensystem bekannt und so entstehen Sicherheit und Ruhe. Die neuen Projekte dürfen ein paar Tage warten, bis du wieder gut gelandet bist. Das ist gerade dann wichtig, wenn du nicht nur für dich allein zuständig bist, sondern du vielleicht Kinder hast, deren Rhythmus sich auch erst wieder einpendeln muss. Gerade nach den Sommerferien sind alle auf der Suche nach neuen Abläufen und Routinen. Da sorgen neue Themen, die zwar Spaß machen, aber auch viel Energie brauchen, für zusätzliche Unruhe.

 

4. Puffertag einplanen

Immer wieder beobachte ich, dass Menschen den Urlaub so lange wie möglich machen. Möglichst späte Rückreise, um die Zeit am Urlaubsort voll auskosten zu können. Mit Glück bedeutet das dann eine Rückreise am späten Samstag, auspacken und Wäsche machen am Sonntag, um dann montags wieder voll im Job durchzustarten. Manchmal geht es auch direkt am nächsten Tag wieder los. Ich kann absolut nachvollziehen, dass der Urlaub so lange wie möglich festgehalten wird, aber für das Nervensystem ist das ein ziemlich harter Einstieg.

Wie wäre es, einen oder zwei Puffertage einzuplanen und mit einer verkürzten Woche in den Alltag zu starten? So kannst du erst mal zu Hause ankommen, dich wieder einleben und dann in den Job starten. Ein sanfter Übergang vom Urlaub in den Alltag sozusagen.

 

5. Pausen bewusst einplanen

Ich gönne mir eine Pause. Bei diesem Satz rollen sich mir die Zehnägel hoch. Warum? Weil Pausen das Gegengewicht zu Aktivität sind, was bedeutet, dass sie essenziell sind und nicht verhandelbar. Ohne Pause keine Aktivität. Ohne Pause keine Kreativität. Ohne Pause keine Regeneration.

Darum: Streiche bitte diesen Satz aus deinem Sprachgebrauch (sofern du ihn benutzt) und orientiere dich eher am englischsprachigen Raum. Dort sagt man „I take a break“. Ich nehme mir eine Pause. Und plane Pausen bewusst ein. So bleibt die Erholung aus dem Urlaub auch länger erhalten, der Übergang vom Urlaub in den Alltag gelingt leichter.

 

6. Erwartungen an dich selbst prüfen

Dieser Punkt geht Hand in Hand mit dem Aspekt der Pause. Es kann vorkommen, dass wir uns nach der Urlaubspause versuchen, selbst zu überholen. Unzählige E-Mails sind aufgelaufen, du brauchst wieder einen Überblick über laufende Projekte, aus der Urlaubsvertretung sind Themen offen geblieben. Als Soloselbstständige kann das Gefühl aufkommen, dass jetzt wieder schnell Umsatz hermuss, um die „verlorenen“ Wochen aufzuholen, Social Media muss wieder rundum bespielt werden. Und auch im privaten Umfeld wartet wieder der Alltag in Form von Staubflusen, neuen Abläufen bei den Kindern, die erst in Routine übergehen müssen und ehrenamtliche Verpflichtungen in Verein oder Schule.

Statt hier direkt mit 150% ranzugehen, darfst du einen prüfenden Blick aufsetzen: Was ist wirklich nötig? Was bringt dich deinen Zielen näher? Was kannst du verschieben / delegieren? Finde deinen eigenen Rhythmus und setze deine eigenen Maßstäbe an. Achso, Perfektionismus gilt in diesem Fall nicht als Ziel😊.

 

7. Schlafrhythmus langsam anpassen

Bei vielen Menschen verändert sich der Schlafrhythmus im Urlaub. Morgens bleiben wir länger liegen, dazu noch das Mittagsschläfchen oder das Nickerchen am Strand. Danach direkt wieder auf 5-Stunden-Nächte zu wechseln, ist ziemlich anstrengend für den Körper und man fühlt sich wie gerädert. Wenn möglich, versuche doch deinen Rhythmus langsam wieder anzupassen. Eventuell dadurch, dass du abends früher ins Bett gehst.

 

8. Soziale Kontakte & Austausch im Team

Gerade nach der Urlaubspause ist der soziale Austausch wertvoll. Der Kaffee mit Kolleg*innen bringt dich auf angenehme Weise wieder auf den Stand der Dinge. Gleichzeitig sorgt das soziale Miteinander für Sicherheit und emotionale Stabilität im Nervensystem und beugt somit Stress vor. Für den Fall, dass du im Homeoffice arbeitest oder Selbstständig bist, verabrede dich doch auf ein virtuelles Mittagessen oder einen Spaziergang mit Gleichgesinnten.

 

9. Urlaubsreflexion: Was vom Urlaub lässt sich in den Alltag integrieren?

Was lässt den Urlaub sich für dich eigentlich so urlaubig anfühlen? Das kann das Buch statt des Fernsehers sein. Oder Aktivitäten, die du sonst nicht unternimmst, weil es im Alltag kein Zeitfenster dafür gibt. Schau doch mal genau hin! Was hat dieses Urlaubsgefühl ausgemacht und was davon kann mit einer minimalen Veränderung vielleicht ganz leicht in den Alltag integriert werden? Manchmal sind es lächerlich klein wirkende Dinge, die wir tun können, um das Urlaubsgefühl zu erhalten und somit leichter im normalen Leben anzukommen.

 

10. Tagesreflexion: Was lief heute gut?

Schau doch mal auf das, was gut lief! Meist bleiben wir an genau den Dingen hängen, die daneben gingen. Dabei gilt Folgendes:

Wir wuppen täglich so viel mehr, als wir verbocken!

(Diesen Spruch habe ich an einem Schreibtisch im Co-Working entdeckt und finde ihn einfach großartig)

Lies den Satz unbedingt nochmal. Denn er ist wahr. Unsere Biologie ist nur so gestrickt, dass wir immer auf das schauen, was schlecht oder bedrohlich ist, denn sonst hätten wir nicht bis heute überlebt. Dieser Fokus sorgt nur dafür, dass wir in Alarmbereitschaft sind, also im Körper alles auf Kampf oder Flucht gestellt ist.

Gerade nach der Urlaubsentspannung ist es daher umso empfehlenswerter, täglich bewusst auf die Aspekte zu schauen, die gut liefen, die uns ein wohliges Gefühl beschert haben. Das kann in Form von Dankbarkeit sein, oder auch indem du dir Momente bewusst machst, in denen du dich wohl und entspannt gefühlt hast. Alternativ kannst du auch schon im Lauf des Tages aufmerksam für Glimmer-Momente sein und dir diese notieren. So sorgst du für viel mehr Ruhe im System und kannst mit Ruhe und Gelassenheit wieder im Alltag andocken.

Mit Achtsamkeit, Struktur und Selbstfürsorge schaffst du dir die besten Voraussetzungen für einen Übergang, der dich gelassen und kraftvoll wieder im Alltag ankommen lässt. Wenn du noch mehr Tipps suchst, die deinem Nervensystem guttun, dann schau doch in meinen Artikel „17+ Ideen, um dein Nervensystem zu regulieren“.

Welcher Tipp hat dir einen neuen Impuls gegeben?

 

SabrinaBesic

Ich bin Sabrina Besic, Coach* für (Neu)Orientierung & Selbstfürsorge.

Irgendwann habe ich durchschaut, dass mich mein
Leistungsdenken nicht voranbringt, geschweige denn
glücklich macht. Ich habe gelernt, mein Herz und meinen
Bauch zu integrieren. Über die Zeit habe mich intensiv mit meinen Lebensmotiven auseinandergesetzt.

Ich verbinde meine mehr als 10 Jahre Coachingkompetenz mit
meiner Leidenschaft für Themen rund um
Stressbewältigung, Selbstfürsorge und meinen eigenen
Erfahrungen, um dich bestmöglich zu unterstützen.

*systemischer Coach (anerkannt vom DBVC)
Reiss Motivation Profile Master
NESC-Coach