Smarte Ziele sind schon lange in aller Munde. Wie ich das wahrnehme, werden sie im Unternehmenskontext als Goldstandard angesehen. Im BWL-Studium habe ich die Methode kennengelernt und habe diese auch in den letzten Jahren im Rahmen von diversen Workshops weitervermittelt. Doch inzwischen sträubt sich vieles bis alles in mir, wenn es um die hochgelobten smarten Ziele geht. Einige Zeit war das eher ein unspezifisches Bauchgefühl. Inzwischen habe ich das sogenannte Fleisch am Knochen und nehme dich gern mit in meine Gedankenwelt. Denn ich bin davon überzeugt: SMARTe Ziele kannst du dir schenken!

SMARTe Ziele – eine kurze Definition

Wenn über smarte Ziele gesprochen wird, ist damit eine Managementmethode gemeint, die die Erreichbarkeit von Zielen verbessern soll. Einige Quellen deuten darauf hin, dass sie auf Peter Drucker zurückgeht, einem Vordenker im Bereich der Managementberatung aus dem 20. Jahrhundert. Smart steht als Akronym, für spezifische, messbare, erreichbare, relevante und terminierte Ziele.

Smarte Ziele sind spezifisch, messbar, erreichbar, relevant und terminiert.

Das Akronym der smarten Ziele

So weit erst mal gut. Wie genial, eine Methode an der Hand zu haben, die uns hilft, unsere Ziele so genau zu beschreiben und festzuhalten, damit wir sie eher erreichen. Oder?

Was bringen SMARTe Ziele?

Tatsächlich habe ich nach Statistiken gesucht, die eine Aussage darüber treffen, ob SMART formulierte Ziele tatsächlich häufiger erreicht werden. Eine solche konnte ich nicht finden. Es gibt allerdings Forschungsarbeiten und Erfahrungsberichte, die zeigen, dass die Verwendung der Kriterien tatsächlich die Chance erhöht, Ziele zu erreichen. Wie komme ich also dazu, zu behaupten, dass du dir aus meiner Sicht die smarten Ziele schenken kannst?

Die Haken an SMARTen Zielen

„Realistisch“ kommt immer aus der Vergangenheit

Wodurch wird denn bestimmt, was realistisch ist? Richtig, wir schauen in die Vergangenheit, ziehen eigene Erfahrungen heran, vielleicht auch Vergleichswerte im Außen, auf die wir Zugriff haben (Achtung: Vergleicheritis droht!). Woher nehmen wir denn die Sicherheit, dass diese Werte aus der Vergangenheit hilfreich sind, um unsere Zukunft zu gestalten? Könnte es nicht sein, dass wir damit immer nur mehr vom selben machen, die Vergangenheit reproduzieren und gar keine echte Veränderung erzielen? Dass wir hinter unseren Möglichkeiten bleiben? Ganz nach dem Motto:

Wo kämem wir hin, wenn alle sagten, wo kämen wir hin, und keiner ginge um zu schauen, wohin wir kämen, wenn wir gingen?“ (Kurt Marti)

 

Wie hoch ist die Zufriedenheit nach Zielerreichung?

Ich habe es selbst erlebt. Wie frustrierend ist es bitteschön, lange Zeit auf ein Ziel hinzuarbeiten, das bei Erreichung keine echte und tiefe Freude, keine Zufriedenheit auslöst? Bei mir war das in meiner letzten Festanstellung der Fall. Meine Ziele waren die Beförderung, der Aufenthalt im China-Office und – na klar – mehr Geld. Doch in dem Moment, als ich alles auf dem Silbertablett hatte, wurde mir klar, dass mich das nicht glücklich macht. Aus: „Wenn ich das erreiche, dann ist alles super!“ wurde schnell ein sehr trübes Gefühl (das schlussendlich in der Kündigung endete – aber das ist eine andere Geschichte). Das war ein harter Aufschlag in meiner Realität. Ich vermute, dass du das so oder so ähnlich auch schon erlebt hast. Die Freude scheint irgendwie zu verpuffen. Was mich zum nächsten Haken an smarten Zielen bringt.

Zielen wir auf das Richtige? Das Ziel hinter dem Ziel

Lass uns nochmal auf meine oben erwähnten Ziele schauen: Beförderung, Ausland, Geld. All das sind Ziele, die im Außen verankert sind. Sie liefern keine Antwort darauf, warum ich das gern erreichen würde. Die wahre Intention dahinter bleibt verborgen und in meinem Fall war sie mir damals alles andere als bewusst. Diese vordergründigen Ziele sind Mittel zum Zweck, um etwas ganz anderes zu erreichen. In meinem Fall waren es rückblickend vermutlich Anerkennung und Freiheit. Das ist nicht direkt offensichtlich, es braucht eine Portion Selbstreflexion, um das zu durchschauen. Und schon stecken wir in der Misere, denn wie misst man denn bitteschön Anerkennung oder Freiheit? Genauso wie Liebe, Gesundheit oder Sicherheit, die auch als Motive hinter unseren Zielen stecken können. Es sind gefühlte Wahrheiten und die passen nun mal nicht zu einem Konstrukt, das für die Business-Welt erdacht wurde. Darum möchte ich dich an dieser Stelle dazu ermuntern: Schau mal auf deine Ziele ((Neujahrs-)Vorsätze gehören auch dazu) und prüfe sie darauf, was wirklich dahinter steckt! Ist es das Auto, oder ist es die Freiheit? Ist es das Geld oder ist es die Sicherheit? Ist es die Beziehung oder ist es Liebe? Oder, oder, oder.

Das Nervensystem und SMARTe Ziele?

Ein weiterer spannender Aspekt entsteht, wenn wir darauf schauen, was smarte Ziele mit unserem Nervensystem machen. Lass uns da mal eintauchen!

Ein dysreguliertes Nervensystem setzt keine guten Ziele

Viele Menschen hängen im Dauerstress fest. Gehen wir zusätzlich davon aus, dass – wie oben beschrieben – ein unbewusstes Ziel hinter unserem gesteckten liegt. Das vordergründige Ziel soll dabei helfen, eine Art Mangelzustand auszugleichen. Wir befinden uns folglich in einem dysregulierten Zustand (Stress oder Starre). Keiner der beiden Zustände bildet eine gute Basis, um smarte (in dem Fall sind Ziele gemeint, die wirklich FÜR uns sind) Ziele zu setzen, da das klare Denken in Stress und Starre eingeschränkt ist. Wie smart können also Ziele sein, für die wir nicht unseren vollen Verstand nutzen konnten?

Fokus wird eng

Was passiert, wenn wir auf etwas zielen? Du hast das bestimmt schon mal erlebt. Sei es beim Dart, mit einem Schneeball oder auch tatsächlich bei einem Ziel, das du dir gesetzt hast. Der Blick geht vollständing auf das Ziel, alles andere wird ausgeblendet. Was neben und hinter uns passiert, verliert nicht nur an Relevanz, sondern wir nehmen es gar nicht mehr wahr. Vielleicht kneifst du sogar ein Auge zu und die Zunge klemmt zwischen den Lippen. Alle Energie wird kanalisiert. Gerade durch die sehr spezifischen smarten Ziele wird dieser Aspekt betont. Wie schaust du jetzt auf diesen Fokus, wo du weißt, dass wir in den seltensten Fällen bei voller Verstandesleistung Ziele definieren? Plötzlich kommt ein Fragezeichen an diesen Fokus. Ist es wirklich gut, ganz stur auf dieses eine Ziel hinzuarbeiten? Was verpasse ich eventuell durch diese starre Ausrichtung? Das können andere Chancen sein, Entwicklungen, die das Ziel überflüssig machen, oder auch Dinge, die sich um mich herum zusammenbrauen. Die Frage, die ich stelle: Ist so ein scharf gesetzter Filter wirklich hilfreich?

Ziel erzeugt Stress

Ich will Veränderung. Ich muss mich selbst optimieren. Ich bin nicht okay so wie ich bin. Aus dieser Haltung heraus versuchen Menschen immer wieder sich Ziele zu setzen. Sei es für sich im stillen Kämmerlein, im Coaching oder auch in Workshops. Immer wieder beobachte ich, dass diese Ziele dann sehr hoch gesteckt sind. Viel hilft viel, könnte man vermuten. Doch genau das Gegenteil ist der Fall. Je größer die Diskrepanz zwischen aktuellem und Wunschzustand, desto mehr sorgen wir für Stress im Nervensystem. Der Zielzustand ist einfach wahnsinnig fremd im Vergleich zu dem unserem Nervensystem bekannten und somit als sicher eingeordneten Zustand. Je mehr wir also versuchen, uns in den Zielzustand zu pushen, desto mehr wird unser Nervensystem etwas gegen diesen unsicheren (weil unbekannten) Zustand tun. Das kann eine Zeit lang gutgehen, aber meist ist der Durchhaltemuskel schwächer, als der Überlebenswillen des Nervensystems. Wir fallen in alte Muster zurück. Dieses Phänomen zeigt sich übrigens nicht nur bei smarten Zielen, der Stressfaktor wird jedoch durch die Terminierung untermauert. Denn Zeit ist der Säbelzahntiger unserer Tage und somit einer der größten Stressoren.

Die Alternative zu SMARTen Zielen

Ich möchte nicht den Eindruck erwecken, dass Zielsetzung per se keinen Sinn macht. Nein, vielmehr glaube ich, dass Ziele wichtig sind, damit wir uns weiterentwickeln und uns selbst in allen Facetten kennenlernen können. Smarte Ziele sind für die Welt der Unternehmen erdacht worden. Ich beobachte hingegen immer mehr, dass dieser Ansatz auch für die persönliche Ebene herangezogen wird. Und genau dann kommt die Methode aus den oben beschriebenen Gründen an ihre Grenzen. Hier drei Aspekte, die du bei deiner persönlichen Zielsetzung berücksichtigen kannst, damit dein Nervensystem dich bei der Erreichung unterstützt:

  • Setze Ziele aus einem regulierten, sprich entspannten und sicheren Zustand heraus.
  • Forsche nach dem Ziel hinter dem Ziel. Welches Gefühl steckt dahinter? Prüfe, ob das Ziel wirklich darauf einzahlt.
  • Setze deine Ziele in Babyschritten um. Die Kaizen-Methode hilft deinem Nervensystem, sich langsam an den neuen Zustand zu gewöhnen. So wird es dich nicht wieder in den alten, sicheren (wenn auch nicht zielführenden) Zustand zurückkatapultieren.

Ich bin gespannt auf deine Gedanken zu dem Thema. Lass mich gern wissen, welcher Aspekt am meisten bei dir hängengeblieben ist! Deine Sabrina PS: Für den Fall, dass du dich in einem Prozess der Neuorientierung befindest und es darum geht, die richtigen Ziele zu finden, buche dir doch hier einen Termin für ein unverbindliches Vorgespräch! So finden wir am besten heraus, ob und wie ich dich unterstützen kann und ob es zwischen uns passt.

SabrinaBesic

SabrinaBesic

Ich bin Sabrina Besic, Coach* für (Neu)Orientierung & Selbstfürsorge.

Irgendwann habe ich durchschaut, dass mich mein
Leistungsdenken nicht voranbringt, geschweige denn
glücklich macht. Ich habe gelernt, mein Herz und meinen
Bauch zu integrieren. Über die Zeit habe mich intensiv mit meinen Lebensmotiven auseinandergesetzt.

Ich verbinde meine mehr als 10 Jahre Coachingkompetenz mit
meiner Leidenschaft für Themen rund um
Stressbewältigung, Selbstfürsorge und meinen eigenen
Erfahrungen, um dich bestmöglich zu unterstützen.

*systemischer Coach (anerkannt vom DBVC)
Reiss Motivation Profile Master
NESC-Coach