Seit gut zwei Monaten läuft nun meine Ausbildung zum NESC-Coach. Der Fokus liegt auf der Arbeit mit dem Nervensystem, darauf, dass es besser lernt, auf Stress zu reagieren. Unsere Ausbildungsleiterin spricht immer wieder darüber, dass es nicht darum geht, keinen Stress mehr zu haben oder ihn zu vermeiden, sondern darum, die eigene Stresskapazität zu erweitern. Sozusagen: Yes zum Stress!
Mein Bild von Stresskapazität
In mir ist über die Wochen immer mehr das Bild gereift, dass es sich mit unserem Nervensystem so verhält, wie mit unseren Muskeln. Sprich, wir müssen es nutzen, damit es erhalten bleibt oder sogar wachsen kann. Wenn ich nur faul auf dem Sofa rumliege, versteht unser Körper, dass die Muskeln nicht mehr gebraucht werden, dass es unnötige Energiefresser sind, von denen er sich besser trennt. Wir verlieren über die Zeit unsere Muskeln. Den gleichen Mechanismus können wir beobachten, wenn wir unser Nervensystem nur noch in Schonhaltung beanspruchen. Wenn es keine Reize, keine Aufreger mehr gibt, wir permanent im Entspannungsmodus sind, dann verlernt unser System, mit den Herausforderungen des Lebens klarzukommen. Wir werden immer dünnhäutiger, wenn es tatsächlich mal zur Sache geht, sind sofort überfordert, fahren aus der Haut oder erstarren zur Salzsäule.
Um dem entgegenzuwirken, will ich dir einige Tipps an die Hand geben, wie du deine Stresskapazität am besten wieder aufstocken kannst. Such dir aus der Liste am besten so viele Tipps wie möglich aus und integriere sie in deinen Tag. So wirst du in kurzer Zeit spüren, dass sich maßgeblich etwas verändert. Dein Nervensystem wird es dir danken.
Meine Tipps zur Erweiterung deiner Stresskapazität
- Ignoriere so oft wie möglich deine eigenen Bedürfnisse. Am besten funktioniert das mit den Grundbedürfnissen. Hungern, Toilettengang hinauszögern, Schlafentzug. Das sind die großen drei, mit denen du sehr schnell und unkompliziert einen Effekt erzielst.
- Power dich beim Sport permanent aus. Körperliche Grenzen sind relativ. Wenn du denkst, dass es nicht mehr geht, dann hat dein Körper noch ganz viele Reserven. Erst wenn du an die rangehst, wird es für unser Vorhaben interessant. Und du willst doch deine Kapazität erhöhen, oder?
- Du hast Angst vor bestimmten Situationen. Super, dann begib dich direkt hinein. Ohne Begleitung, ohne Vorbereitung. Das dehnt deine Stresskapazität sehr gut aus. Du wirst das Adrenalin durch deinen Körper rauschen fühlen.
- Lärm ist auch eine wunderbare Möglichkeit, um zu üben. Sorge (vor allem beim konzentrierten Arbeiten) dafür, dass du möglichst unterschiedliche Klangwelten in deinem Umfeld hast. Musik, Straßenlärm, Handyklingeln, Bauarbeiten, Staubsauger, Topf klappern sind nur einige Möglichkeiten. Da es nicht immer so einfach ist, diese Geräuschkulisse herzustellen, denke ich darüber nach, eine Spotify-Playliste zusammenzustellen, in der ich experimentelle Musik zusammentrage, die einen große Bandbreite der Klänge abdeckt. Hättest du daran Interesse?
- Auch visuelle Ablenkung ist eine Möglichkeit. Fernseher an ist hier die erste Stufe. Wenn dir das zu wenig ist, dann kann auch ein Stroboskop eine tolle Wirkung haben. Hierbei musst du nur für einen möglichst dunklen Raum sorgen. Falls du keine Stroboskop hast, aber kleine Kinder, dann hab ich einen besonderen Tipp: Gib ihnen Taschenlampen in die Hand und lass sie damit spielen. Alle anderen Lichtquellen machst du aus. Das wirkt ähnlich, wie das Stroboskop, aber du stellst gleichzeitig sicher, dass deine Kinder um dich herum sind und für zusätzliche Ablenkung sorgen.
- Auch im sozialen Umfeld gibt es Möglichkeiten, das Nervensystem zu trainieren: Statt sich mit Freunden zu verabreden, solltest du unbedingt mehr Zeit mit Menschen verbringen, die dich ganz leicht auf die Palme bringen. Der Kollegenkreis, Nachbarn oder auch Eltern aus Schule oder Kita können hier eine gute Auswahl bieten. Wenn es da keine passenden Personen gibt, dann kannst du dich auch mit nahestehenden Menschen über Politik oder Religion austauschen. Da bekommt dein Nervensystem ordentlich was zu tun und deine Stresskapazität erhöht sich fast wie von selbst.
- Mein abschließender Tipp liegt im Bereich der Organisation. Im Alltag gibt es da selten Optimierungspotenzial, aber die Wochenenden und Urlaube bieten hier noch viele Möglichkeiten. Takte dich komplett durch. Mach dort Urlaub, wo du dich körperlich nicht wohlfühlst, teste dich durch alle kulinarischen Experimente, begib dich in Gegenden, in denen der Nervenkitzel spürbar ist. Hier kannst du deiner Kreativität vollen Lauf lassen.
Das waren meine Tipps, für die Erweiterung deiner Stresskapazität. Je nach Resonanz darauf werde ich ein Konzept für ein Wochenendretreat der anderen Art entwickeln. Im Sinne von „Yes zum Stress!“. Lass mir gern einen Kommentar da, wenn das etwas für dich wäre!
Und falls es bis jetzt noch nicht klar geworden ist, möchte ich es an dieser Stelle noch betonen: April, April!
Dieser Artikel war natürlich nicht ernst gemeint, aber es hat unheimlich Spaß gemacht, ihn zu schreiben.
Die Arbeit mit dem Nervensystem fasziniert mich wirklich sehr. Und es liegt mir viel daran, diese Methode weiterzugeben und Menschen noch umfassender zu unterstützen. Tatsächlich geht es darum, unsere Kapazität im Umgang mit Stress zu erweitern. Die Art, wie das erfolgt, ist jedoch sehr konträr zu den beschriebenen Tipps.
Wenn dich das näher interessiert, dann lass uns ein unverbindliches Vorgespräch vereinbaren und schauen, ob diese Methode auch für deine Herausforderung passend ist. Du erreichst mich unter sabrina@sabrinabesic.de. Ich freue mich auf deine Nachricht!
Deine Sabrina
PS: Wenn dir diese Art von Humor liegt, dann lohnt sich auch ein Blick auf diesen anderen Artikel von mir.
Ich bin Sabrina Besic, Coach* für (Neu)Orientierung & Selbstfürsorge.
Irgendwann habe ich durchschaut, dass mich mein
Leistungsdenken nicht voranbringt, geschweige denn
glücklich macht. Ich habe gelernt, mein Herz und meinen
Bauch zu integrieren. Über die Zeit habe mich intensiv mit meinen Lebensmotiven auseinandergesetzt.
Ich verbinde meine mehr als 10 Jahre Coachingkompetenz mit
meiner Leidenschaft für Themen rund um
Stressbewältigung, Selbstfürsorge und meinen eigenen
Erfahrungen, um dich bestmöglich zu unterstützen.
*systemischer Coach (anerkannt vom DBVC)
Reiss Motivation Profile Master
NESC-Coach
Was für ein wertvoller und hilfreicher Artikel! Ich muss unbedingt los, Batterien für die Taschenlampen der Kinder kaufen. Dabei werde ich versuchen, hungrig an möglichst vielen Restaurants vorbeizulaufen. Natürlich mache ich das erst nach einem mindestens 3-stündigen Workout. Und ich gehe ungeduscht los, damit ziehe ich weitere Blicke auf mich. Ich habe noch eine Idee für weiteren Stress: Uhren verstellen, sodass ich zu spät feststelle, dass ich die Kinder abholen muss und mich dafür richtig abhetzen muss. 🙂
Ingrid, ich merke, du bist auf dem besten Weg zum Profi!