Derzeit treibt mich eine Frage sehr intensiv um: Wie sehr bin ich eigentlich ich? Diese Frage bildet den Kern und ist doch mit einigen weiteren Fragen verknüpft. Wie viel mehr könnte ich es sein? Wie finde ich heraus, was wirklich ich bin und welche Anteile ich mir übergestülpt habe? Bin ich auf dem richtigen Weg? Wie sähe mein Leben aus, wenn ich an einer – oder vielleicht auch an mehreren – Stellschraube anfangen würde zu drehen? Wie finde ich heraus, ob das die für mich wirklich relevanten Stellschrauben sind? Komm gern mit auf diesen philosophischen Ausflug!

 

Ich sein bei all den verschiedenen Rollen

Wer bin ich – und wenn ja, wie viele? Das hat schon Richard David Precht gefragt. Wir sind alle immer auch viele. Wir haben unterschiedlichste Rollen, die unser Verhalten und unser Erleben beeinflussen, die ganz unterschiedliche Anforderungen und Erwartungen mit sich bringen. Meist gelingt der Wechsel von einer zur anderen Rolle ganz fließend, seit März 2020 mit Raketenantrieb, weil die verschiedenen Lebensbereiche deutlich enger zusammengerückt sind, weil wir teils gleichzeitig mehrere Hüte aufhaben und sich vieles im gleichen Setting abspielt. Aber auch ohne das Brennglas der letzten beiden Jahre ist die Komplexität der Rollen unglaublich hoch.

Rollen verändern sich

Wie bereits geschrieben: Zu jeder Rolle gehören andere Erwartungen und Anforderungen. Doch was passiert, wenn sich diese in die Quere kommen, wenn sich die verschiedenen Rollen und ihre Ziele widersprechen? Oder wenn ich nur noch getrieben bin, um all meinen Rollen gerecht zu werden? Wo bin dann ich? Wo bleiben meine Bedürfnisse? Und wie bekomme ich Klarheit darüber, was wirklich meins – und somit gewollt – ist und was nur übergestülpt? Und was von mir bleibt übrig, wenn Rollen sich verändern oder sogar wegfallen? Wer bin ich eigentlich dann? Worüber definiere ich mich? Wie verliere ich mich nicht? Wie behalte ich meinen Selbstwert?

Dieses Phänomen können wir überall beobachten. Durch Kinder, die zur Welt kommen. Kinder, die größer und selbstständiger werden. Jobs, die sich verändern. Vielleicht eine Kündigung. Renteneintritt. Körperliche Einschränkungen, die das Leben verändern. Partner*innen, die ins Leben kommen. Die sich verabschieden, oder die wir verabschieden. Umzug in eine andere Stadt. Es gibt genug Beispiele und jeder kennt sie aus der eigenen Geschichte.

Ich für mich bemerke immer wieder, dass ich teils in alten Rollen festhänge, mich noch immer über sie definiere, obwohl sie keine Relevanz mehr haben. Oder dass ich mich in Rollen verstricke, mich in ihnen vergrabe. Das ist wenig sinnvoll und doch manchmal so bequem, weil sie herrlich als Ausrede dienen. Ich tue doch alles für diese eine Rolle (z. B. Elternrolle), also kann ich in der anderen nicht voll einsteigen (z. B. Job).

 

Wo bin ich bei all den äußeren Einflüssen

Wir alle sind ein Produkt von äußeren Einflüssen. Hauptsächlich von den Menschen um uns herum. Es gibt einen Spruch, der im weitesten Sinne so lautet: „Du bist das Ergebnis der fünf Menschen, mit denen du dich am meisten umgibst. Also wähle sie mit Bedacht!“ Schon häufiger in meinem Leben habe ich mir die Frage gestellt, ob es überhaupt Situationen gibt, in denen wir Menschen nicht beeinflusst werden? Ja, wenn wir frei sind, wenn wir das tun, was uns erfüllt. Ja. Aber lernen wir nicht all diese Dinge auch durch andere Menschen? Durch Beobachtung und Nachahmung?

Kommt dieses Freiheitsbild vom Bulli am Strand tatsächlich aus mir heraus, oder habe ich es irgendwo gesehen? Ist es das, was ich wirklich will, oder finde ich einfach die Idee sexy? Ist das Gefühl, das ich im Bulli am Strand sitzend habe, auch das, von dem ich denke, dass ich es haben werde? Oder bin ich vielleicht einsam, kann ich nicht schlafen, weil das Meer zu laut rauscht? Stehen neben mir noch 17 andere Bullis, inklusive Bewohnern, die die gleiche Idee hatten? Und zieht der Grillgeruch vom Nachbarn direkt durch meine Fenster?

Die Frage ist, woher kommen diese Sehnsüchte, die Ideen, die wir für unser Leben haben. Kommen sie aus uns selbst? Entspricht das alles der eigenen Motivation, oder kommen sie von außen und sind nur übergestülpt?

VW Bulli am Strand

Ein Bild mit ganz viel Sehnsuchtsfaktor. Doch gehört es wirklich zu mir?

 

Ich sein, einfach genug sein

Selbstoptimierung, höher, schneller, weiter. Oder auch meditieren, achtsam sein, das Richtige essen. Die Spirale kann in beide Richtungen laufen. Denn egal wie, die Botschaft ist immer: So wie ich bin, bin ich nicht gut genug. Ich muss etwas (oder vieles) anders machen, besser machen. Auch an der Stelle stellt sich für mich wieder die Frage: Mache ich das aus mir heraus, weil ich es wirklich will, oder mache ich es aus Angst? Selbst wenn wir diese Frage nicht bewusst beantworten können, unser Nervensystem macht das ganz automatisch für uns. Wir merken es eventuell nur deutlich (zu) spät(er).

Ich tappe auch rein

Ich tappe immer wieder in diese Falle. Gerade, seit ich in 2019 den Entschluss gefasst habe, mir auch ein Privatkundengeschäft aufzubauen (und das online). Inzwischen habe ich wirklich viel Geld in die Hand genommen, und in unterschiedlichste Programme investiert. Ja, ich habe einiges gelernt, aber war es das wirklich wert? Wenn ich meine Umsätze aus dem Privatkundengeschäft dagegen rechne, dann gibt es eine ganz einfache Antwort: Nein. Aber es gibt doch noch diesen einen Kurs, der ist bestimmt der Richtige. Das Tempo ist unglaublich. Aus diesem Grund hab ich für 2022 beschlossen, dass ich keine weitere Weiterbildung machen werde. Es darf jetzt alles sacken und reifen, was da ist.

Auch im Privatleben

Das Gleiche kann ich bei privaten Themen beobachten. Erziehung, Ernährung, Ordnung…es gibt so viele Fachleute da draußen und ja, sie triggern mich. Ich finde so vieles interessant, höre alle möglichen Podcasts. Beim Putzen, beim Spazierengehen, in der Badewanne. Doch braucht es das wirklich? Wenn ich durch meinen Instagram-Feed scrolle (den ich nur habe, weil ich mir ein Onlinebusiness wünsche), dann ist das eine einzige Werbelandschaft. Seit Jahren schaue ich so gut wie kein Fernsehen mehr, weil mich die Werbung so nervt. Aber hier auf diesem bunten Kanal ziehe ich mir die x-fache Dosis ungefiltert rein. Und wollen wir doch mal ehrlich sein: Auch ich versuche meinen Abonnenten auf diesem Weg Mehrwert zu liefern. Mit dem klaren Ziel, etwas zu verkaufen. Ironie des Schicksals, oder? Gleichzeitig packt es mich auch zu sehen, dass alle (!?!?!?) anderen so erfolgreich sind, mit dem, was sie da online anbieten.

Was wäre, wenn ich mir das alles nicht unter dem Deckmäntelchen der Unternehmerin reinziehen würde? Was wäre, wenn ich es einfach gut sein ließe?

 

Ich sein durch Verbundenheit

Mir ist klar, dass ich keine Insel bin. Das ist keiner von uns. Menschen leben in Gemeinschaft, beeinflussen sich, lernen voneinander. Dennoch bewegt mich die Frage nach dem „Ich sein“ gerade sehr. Aus meiner heutigen Sicht gibt es einen Weg: Verbundenheit. Das spüre ich deutlich. Verbundenheit mit mir, meiner Intuition, meinem Körper. Sobald der Verstand und somit der innere Kritiker die Klappe hält. Denn dann kann ich mich abgrenzen von allem, was von außen auf mich einprasselt. Sei es die nächste Weiterbildung, von der ich mir unglaublich viel verspreche, sei es zu sehen, wie andere in ihrem Unternehmen agieren. Dann bin ich ruhig, aber nicht starr. Dann bin ich stark, aber nicht angespannt. Dann kann ich strahlen, ohne zu blenden.

Der April war ein tougher Monat für mich. Es geht drunter und drüber. Beruflich, wie privat. Zumindest empfinde ich das so. Es kann durchaus sein, dass sich gerade alles möglich entlädt, was sich angestaut hat. Denn das ist es, was passiert, wenn wir anfangen, mit dem Nervensystem zu arbeiten. Wir fangen an, Dinge anzuschauen und das Nervensystem stellt fest, dass jetzt Kapazitäten frei werden, um weitere Themen zu bearbeiten. Die NESC-Ausbildung (das ist die, die dieses Jahr erlaubt ist, da schon im November 2021 gebucht) bringt bei mir einiges in Bewegung und ich freue mich, dass ich dieses Wissen schon jetzt in meine Coachings einfließen lassen kann.

Deine Sabrina

SabrinaBesic

SabrinaBesic

Ich bin Sabrina Besic, Coach* für (Neu)Orientierung & Selbstfürsorge.

Irgendwann habe ich durchschaut, dass mich mein
Leistungsdenken nicht voranbringt, geschweige denn
glücklich macht. Ich habe gelernt, mein Herz und meinen
Bauch zu integrieren. Über die Zeit habe mich intensiv mit meinen Lebensmotiven auseinandergesetzt.

Ich verbinde meine mehr als 10 Jahre Coachingkompetenz mit
meiner Leidenschaft für Themen rund um
Stressbewältigung, Selbstfürsorge und meinen eigenen
Erfahrungen, um dich bestmöglich zu unterstützen.

*systemischer Coach (anerkannt vom DBVC)
Reiss Motivation Profile Master
NESC-Coach